Die Nikolaikirche in Plön

Zur Baugeschichte

Die Nikolaikirche ist nicht die erste Kirche auf dem Marktplatz. Ein überwiegenden hölzener Kirchbau wurde dort schon etwa 1150 zu Bischof Vicelins Zeiten errichtet. Im Jahr 1691 löste eine große, repräsentative Backsteinkirche mit kreuzförmigem Grundriss den Vorgängerbau ab.

Der Plöner Herzog Hans-Adolf hatte sie etwa zur gleichen Zeit wie die Johanniskirche (damals Neustädter Kirche) errichten lassen. An Johanni (24. Juni) 1864 brannte die Nikolaikirche nach einem Blitzschlag  fast völlig nieder.

In der "Chronik des Brandes", die man in der Turmkugel bei der Neueindeckung des Kirchturmes 1993 gefunden hat, wird berichtet, wie erst Stunden nach einem schweren Donnerschlag der Turm der Altstädter Kirche plötzlich in hellen Flammen stand und alle Versuche, das Feuer zu löschen wegen des starken Windes vergeblich waren. Fast das gesamte wertvolle Inventar wurde ein Raub der Flammen.

Zwei Jahre später begann der Wiederaufbau der Kirche, der 1868 nach großen Opfern der Gemeinde vollendet wurde.

Die Kirche hatte nun ein neuromanisches Erscheinungsbild mit den für die Romanik typischen Rundbogenfenstern; die Inneneinrichtung orientierte sich jedoch mehr an den gotischen Stilelementen. Die Decke bestand aus einem hölzernen Tonnengewölbe. Der Turm, der zuvor bei 30 Metern eine begehbare Außengalerie besessen hatte und von dort aus in einen achteckigem Teil übergegangen war, wurde neu gestaltet. Die Turmhöhe wurde in etwa belassen, sie beträgt heute ca. 60 Meter.

In der Kriegs- und Nachkriegszeit hat die Kirche besonders am Gewölbe und an den Wänden stark gelitten, die umfangreichen Renovierungen wurden erst 1985 vorläufig abgeschlossen.

Der Innenraum

Beim Betreten der Kirche öffnet sich heute ein heller, hoher Raum mit einem hierzulande seltenen Tonnengewölbe. Dieses ruht auf einer Balkenkonstruktion, sogenannten Knaggen.

Die ehemals hölzerne Gewölbetonne ist 1962 von Carl Frey (Ahrensbök) mit hellen Mosaikmotiven ausgemalt worden.

Kleine Goldelemente beleben die Formenvielfalt. Assoziationen des Himmelgewölbes sind gewollt. Der kreuzförmige Grundriss des Kirchenraumes hat im Blick auf das Kreuz Bekenntnischarakter.

Seitenemporen und Chorraum

Das Gestühl in den Querschiffen ist ungewöhnlich. Ansteigende Emporen finden sich sonst selten in schleswig-holsteinischen Kirchen (in einer sehr viel flacheren Form in der Kirche des Schlosses Gottorf in Schleswig). Sie wurden 1985 eingebaut. Mit der neuen Aufstellung des Altars in der Mitte der Kirche erhielt der Chorraum neue Funktionen: Tauffeste, Andachten, Ausstellungen und Empfänge.  

Figürliche Fenster

Mit intensiver Farbigkeit bestimmen die Fensterbilder den Gesamteindruck und die Lichtverhältnisse des Kirchenraumes, sie verkünden auf eindringliche Weise das Evangelium von Jesus Christus.

1960 hatte die Werkstatt Carl Frey den Auftrag erhalten, die ehemals mit neugotischen Motivelementen versehenen Fenster unter dem Thema der christlichen Feste zu gestalten. Der Bedeutung der Auferstehung Christi entsprechend wurden die Fenster im Chorraum dem Osterfest zugeordnet.

Das Mittelfenster zeigt den von der Kreuzigung gezeichneten Christus, der dem Dunkel des Todes entschwebt und dabei mit der Hand ein Segenszeichen macht. Menschen werden Zeugen des Geschehens und reagieren auf sehr unterschiedliche Weise.

Ostern ist das Fest des Lebens, der Hoffnung. Das Licht, das von Christus ausgeht, breitet sich danach allen Seiten aus und trägt die Botschaft: "Christus ist auferstanden" in alle Welt. Mit künstlerischen Mitteln unterstreicht Carl Frey diese Aussage.

Er lässt auf dem rechts angrenzendem Fenster dieses Licht des Ostermorgens über die Zinnen und Kuppeln der Stadt Jerusalem aufstrahlen. Auf dem linken Fensterbild erfasst das göttliche Lichtgebäude die Stadt Plön; zu sehen sind die Silhouette des Schlosses, der Turm der Nikolaikirche und Häusergiebel am Marktplatz.

Das Evangelium vom Sieg des Lebens über den Tod gilt in aller Welt, der Alten und neuen Welt, Orient und Okzident. Auch die Gottesdienstgemeinde steht unter diesem Licht der Hoffnung. Darum setzen sich die Strahlen in den der Gemeinde zugewandten Fenster weiter fort und gehen sogar hinein in die Fenster der Querschiffe.

Die beiden Fenster in den Querschiffen zeigen die anderen großen christlichen Feste. Im nördlichen Querschiff ist im Weihnachtsfenster die Anbetung des Christuskindes auf Marias Schoß durch die Heiligen Drei Könige dargestellt. Der Stern von Bethlehem hat sie geführt. Mit Ihren Gaben ehren die Könige das Kind, das göttliche Würde ausstrahlt. Das Fenster im südlichen Querschiff gibt zentrale Aussagen des dritten großen christlichem Festes wieder: Pfingsten.

Die Menschen im Tempel sind vom Heiligen Geist erfüllt und von seiner Kraft durchdrungen. Sie können einander verstehen und sich verständlich machen, obgleich sie unterschiedliche Sprachen sprechen. Die Kraft des Heiligen Geistes symbolisieren die aus dem Himmel kommenden Lichtstrahlen, die die Menschen durchdringen. Ihre Gesichter und Hände spiegeln die Energie des Heiligen Geistes in den Menschen wieder.  

Altar, Taufe und Kanzel

Altar und Kanzel wurden bei der Renovierung 1985 geschaffen. Der Altar steht nicht mehr wie früher im Osten des Chorraumes, sondern näher bei der Gemeinde. Die von Fritz Fleer im Jahre 1962 geschaffene Taufe aus Bronze hat Ihren Platz auf einer markierten Fläche im Chorraum.

Die Reliefs am Taufkessel zeigen Szenen aus dem Johannesevangelium: den wunderbaren Fischfang der Jünger auf dem See Genezareth mit der Aufforderung Jesu an Petrus, "Menschenfischer" zu sein und das letzte gemeinsame Mahl der Jünger, das diese mit Jesus um ein Feuer herum einnehmen.

Die dritte und umfangreichste Szene stellt die rituielle Mahlfeier dar. Christus reicht den Seinen leibliche und geistige Speise. Und schließlich werden die Jünger in die Welt entsandt, sie empfangen je zu zweit den Segen ihres Herren mit der Beauftragung, die frohe Botschaft in die Welt zu tragen und Verantwortung für die Brüder und Schwestern zu übernehmen: "Weidet meine Schafe!"

Die Kanzel ist, ebenso wie der Altar, in der Plöner Tischlerwerkstatt Jürgen Ploog hergestellt worden.

Gemälde

In der Nikolaikirche befinden sich zwei Gemälde.

Das Ölbild "Kreuzabnahme Christi" an der Nordseite des Hauptschiffes wurde im 19 Jahrhundert vom Nürnberger Meister Johann Walter gemalt. Die Konturen der Gestalten gehen zurück auf einen Kupferstich von Albrecht Dürer. Das Bild wurde der Kirchengemeinde im 20. Jahrhundert aus Privatbesitz übereignet. Im Gemälde "Auferstehung Christi" begegnet uns das frühere Altarbild, das von 1868 bis 1961 die Mitte des nicht mehr existierenden neugotischen Hochaltars dieser Kirche gebildet hat. Gemalt wurde es 1866 von C.F. Meurer aus Dresden. Nachdem es sich Jahrzehntelang in Privatbesitz befand, wurde es zurückerworben und hängt heute wieder in der Kirche, für die es einst gemalt worden ist.

Kruzifix

Über das Kruzifix ist in der Festschrift anlässlich der Wiedereinweihung der Kirche nach der ersten Teilrenovierung 1964 zu lesen: "Das Kreuz muß aus der Zeit um 1868 stammen.Der Bildhauer ist Adolf Müllenhoff, Kiel."

Es sprechen gute Gründe dafür, dass der Korpus aus dem 17. Jahrhundert stammt und nur das tragende Kreuz in der Werkstatt von Müllenhoff gefertigt worden ist.  

Orgel

Die Orgel wurde in der Werkstatt von Alfred Führer (Wilhelmshaven) gebaut und 1967 fertiggestellt. Ihre Merkmale: drei Manuale für das Hauptwerk, das Oberwerk und das Brustwerk, selbständiges Pedalwerk, 38 klingende Stimmen (Register).

Elektrische Setzer erleichtern die Vorauswahl von Registern und Kombinationen aller Werke untereinander. Die Führer-Orgel eignet sich für die Darbietung von Orgelmusik jeglicher Epochen.

Kerzenschiff

Seit einigen Jahren hat sich die Kirchengemeinde Plön der Aktion "Offene Kirche" angeschlossen.

So haben Besucher täglich bis zum Abend die Möglichkeit, in Andacht und Stille die Kirche als Ort der Begegnung mit Gott zu erleben. Wer möchte, kann eine Kerze entzünden und auf das Kerzenschiff stellen.

Der große Bronzeleuchter wurde 2001 von dem Bildhauer Jörg Plickat aus Bredenbek entworfen und gefertigt. In der Formgebung nimmt er die Rundbögen des Kirchengewölbes wieder auf.